21. 09. 2008   Iharos  
       

Die Selbstbeschreibung im Prospekt ist nicht übertrieben:

Iharos ist ein hervorragendes Jagdgebiet, süd-westlich vom Plattensee /BALATON/ ca. 20 km östlich von der Stadt Nagykanizsa gelegen. Die malerische Landschaft mit ihren wunderschönen Seen sind reizvoll nicht nur für Jäger, sondern auch Begleitpersonen, ganze Familien. Es ist ein wunderschönes Hügellandgebiet von 5.800 Hektar, 60 % des Reviers ist mit Wald /Eichen und Buchen/ bedeckt.

Im Jagdrevier IHAROS werden jährlich 15 Rothirsche /Spitzentrophäe 13,15 kg/, 20 Rehböcke /Spitzentrophäe 428 Gramm/ und 170 Schwarzwild geschossen...

Während der Jagd werden die Gäste im ehemaligen Baron Inkeys Forsthaus, im neugebauten Jagdhaus ÁGNESLAK untergebracht.

Das Haus liegt in einer wunderschönen Umgebung, neben romantischen Fischteichen [Forst Hungaria AG]

Hirsche in der Werbung

Die Trophäe

Ungerader Vierzehnender, 6 kg, 8. Kopf. Tamas hat das Gewicht überschätzt: in der Dämmerung war nicht zu erkennen, dass Eis- und Augsproß der rechten Stange abgekämpft waren.

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In knapp 200 Meter Entfernung ist der Hirsch aus dem Buschwerk auf die Schneise getreten. Mit dem Wind kommt der Geweihte geradewegs auf den Hochstand zu. Ich kann gut auflegen und nehme ihn ruhig ins Visier. "Sieben bis acht Kilo" flüstert Tamas. Wenn er stoppt, das Haupt hebt und sichert, schieße ich auf spitz, lege ich mir zurecht. Da schwenkt er plötzlich nach rechts und hält inne.

Vor einigen Minuten ist an dieser Stelle ein Fuchs ausgetreten. Der Hirsch scheint zu prüfen, wem die Fährte gehört. Gleich wird er in meine Richtung weitertraben.

"Schießen!" zischt Tamas.

Glaubt er, der Hirsch will zurück ins Holz? Ich zögere einen Sekundenbruchteil, dann halte ich Hochblatt an und ziehe das Züngel durch...


Die Umstände heute morgen waren wenig ermutigend. Der Wind blies noch stärker als gestern abend, als Tamas auf einem anderen Platz sein "AUOOOOOO!" herausfordernd durch das Horn gestoßen hatte. Kein einziger Hirsch hatte sich davon provozieren lassen.

Alle bisherigen Ansitze und Pirschgänge waren enttäuschend verlaufen. Nur wenige, weit entfernte Rufe. Magerer Anblick. In drei Tagen hatten sich lediglich ein paar Rehe, ein Überläufer, ein Spießer und drei geringe Hirsche sehen lassen.

Konnte es sein, dass die guten Hirsche schon gefallen waren?

Ein sogenannter "Investor" nimmt neuerdings Einfluß auf Iharos. Ein Jäger aus Deutschland hatte gestern abend davon berichtet. Dieser Jäger kommt seit über zwanzig Jahren hierher und ist mit dem Förster befreundet. Als einziger von vier Jagdgästen hat er in dieser Woche "seinen" Hirsch schon erlegt.

Der "Investor" hat 800 Hektar des bisher ungeteilten staatlichen Reviers erworben. Aufgrund seiner offenbar excellenten Kontakte zur zentralen Forstverwaltung hat er überdies erreicht, dass vom 1. bis 15. September 2008 nur er und seine Gäste in Iharos auf Hirsche jagen durften. Von den heurigen 15 Abschüssen waren nach Auskunft des Berufsjägers nur mehr sieben frei. Sieben Hirsche auf 5.800 Hektar...

Nach fünf erfolglosen Ausgängen und mit diesem Hintergrundwissen war ich heute gefaßt zum letzten Ausgang aufgebrochen.

Mit einem betagten, aber höchst geländegängigen russischen UAS holpern wir in einen Revierteil, durch den ich bisher nicht gekommen war. Wir klettern auf einen Ansitz am Schnittpunkt zweier Schneisen. Sie steigen aus einer mit Buschwerk bedeckten Senke auf und stoßen beim Hochstand im rechten Winkel aufeinander.

In der Nacht hat es geregnet. Nun pfeift der Wind, die Blätter rauschen und eine Zeit lang scheint es, als wolle es erneut zu regnen beginnen. Auf den offenen ungarischen Kanzeln ist dies ein geringes Vergnügen.

Vierzig Minuten sitzen wir reglos. Tamas ruft nicht. Kein Hirsch meldet. Dann aber röhrt es. Der Ruf kommt von der bewaldeten Höhe des Gegenhangs. Tamas antwortet. Im Dunkel des Morgengrauens entspinnt sich ein aggressiver Dialog. Der Hirsch kommt näher. Da! Er steigt durch den Gegenhang zur buschigen Senke ab und taucht darin ein.

Würde er geradeaus auf die lange Schneise oder auf die kürzere zur linken Hand austreten? Tamas tippt auf links. Ich setze mich rittlings auf´s Brett. Tamas ruft mehrmals, um den Hirsch zu orten. Der schweigt. Es ist gerade so, als wolle er uns überraschen.

Da meldet er wieder. Aber er scheint wegzuziehen, statt näher zu kommen. Behagt es ihm nicht, mit dem Wind nachzusehen, wer in seine Domäne eingedrungen ist? Wenn er noch herauskam, würde er wohl vor uns und weiter unten austreten. Ich wechsle die Position.

Ja! Er tritt aus, wo ich es vermutet habe. Ich mache Tamas aufmerksam, der nach links äugt.

Mit dem Wind kommt der Geweihte geradewegs auf den Hochstand zu. Ich kann gut auflegen und nehme ihn ruhig ins Visier. "Sieben bis acht Kilo" flüstert Tamas. Wenn er stoppt, das Haupt hebt und sichert, schieße ich auf spitz, lege ich mir zurecht. Da schwenkt er plötzlich nach rechts und hält inne.

Vor einigen Minuten ist an dieser Stelle ein Fuchs ausgetreten. Der Hirsch scheint zu prüfen, wem die Fährte gehört. Gleich wird er in meine Richtung weitertraben.

"Schießen!" zischt Tamas.

Glaubt er, der Hirsch will zurück ins Holz? Ich zögere einen Sekundenbruchteil, dann halte ich Hochblatt an und ziehe das Züngel durch. Genau in diesem Augenblick wirft der Hirsch sich herum, um seinen Weg fortzusetzen. Aber der Schuss ist draussen.

Der Hirsch zeichnet, spreizt den rechten Vorderlauf weit ab, stürmt die Schneise hinunter. Der zweite Schuss verfehlt ihn. Er schlägt einen Haken und rauscht ins Buschwerk.

Ich fluche lauthals. Wie kann man eine so sichere Sache so dumm versauen? Ich bin wütend auf mich selbst.

Niemand hat dir zu sagen, ob und wann du schießt. Du entscheidest. Nicht der Pirschführer.

Der Hirsch hielt nur inne, war auf dem Sprung. Kein Anlass, ausgerechnet jetzt zu schießen.

Tamas hingegen hat befürchtet, dass der Hirsch abtaucht. Er hätte einen Augenblick früher abgedrückt - und damit auf seine Weise Recht behalten.

Dein verzögerter Schuss war ein schlechter Kompromiß zwischen deiner und seiner Erwartung. Zum Teufel! - - - Zum Teufel!

Wir warten. Am Gegenhang taucht der Hirsch nicht auf. Verletzt ist er. Wie schwer? Auch Tamas meint, ich hätte ihn hoch getroffen. Habe ich das Blatt nur gestreift? Ist die Schulter duchschossen? Hat die Kugel vielleicht doch auch den Brustkorb durchschlagen?

Anschuss auf ca 130 Meter. Schweiß. Schweiß auf der Fährte bis zur Abzweigung ins Buschwerk. Weiter folgen wir nicht. Tamas vermutet eine schwere Schulterverletzung. Er wird mit dem Hund auf kalter Fährte nachsuchen. Zu der Zeit muss ich schon im Zug sitzen. Auch das noch.

Noch rattert der Zug durch Ungarn, da läutet das Mobiltelefon: Fangschuss auf Hirsch im Wundbett. Das Schulterblatt war durchschossen.

Erleichtert aber ohne Freude nehme ich die Nachricht entgegen. Anfang Oktober erhalte ich die Trophäe (siehe Spalte nebenan).

 

Horrido!